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Chronik
Am 30 . Mai 1908 gründeten achtzehn Männer in
Simonswolde den Klootschießerverein "Frisia 08"
Simonswolde .
Das letzte Gründungsmitglied , Christian de Boer , starb
1982 . Durch die Wirren beider Weltkriege gingen auch
fast alle Aufzeichnungen aus der Zeit bis 1948 verloren
und so muss sich diese Vereinschronik vornehmlich
auf mündliche Überlieferungen stützen.
Man betrieb den Friesensport , Klootschießen und Boßeln
vor 1908 in Simonswolde . Meistens wurden Einzelkämpfe,
also Mann gegen Mann ausgetragen . Wie überliefert wurde
, ging es zumeist dabei um Geldbeträge und Sachwerte .
Daneben wurden unter den Zuschauern Wetten
abgeschlossen.
Auf Betreiben von Schneidermeister Harm Buss kam
es dann am 30. Mai 1908 zur Vereinsgründung . Die
achtzehn Vereinsgründer waren : Harm Buss , Freek de
Vries , Ayelt Jacob Krull , Johann Bruns , Ihno
Westermann , Wiard Krull , Hensmann Bloem , Gerd Nagel ,
Christian de Boer , Christoph Beitelmann , Ayelt Klaas
Krull , Fokke Hinrichs , Klaas Grave , Klaas
Kwinkenstein jun. , Jacob de Vries , Jan Surr, Mulm Surr
und Peter Voss .
Schneidermeister Harm Buss war der erste
Vereinsvorsitzender und führte den Verein
mehrere
Jahrzehnte an. Neben Straßenboßeln im Winter wurden auch
Feldkämpfe im Klootschießen ausgetragen . In den ersten
Gründungsjahren wurden hauptsächlich gegen Vereine und
Dörfer des nördlichen Rheiderlandes Wettkämpfe
ausgetragen . Mit dem Fahrrad ging es nach Oldersum oder
Petkum. Man ließ sich dort von einem befreundeten
Binnenschiffer mit seinem Torfkahn an das andere Emsufer
bringen und von dort ging es mit dem Fahrrad weiter zum
Wettkampfort . Interessant ist , dass in dem genannten
Teil des Rheiderlandes heute überhaupt
keine Boßelvereine mehr bestehen . Neben den
beschwerlichen Reisen zu den Wettkampforten war die
Beschaffung von guten Boßelkugeln ein besonderes
Problem. Pockholzkugeln gab es noch nicht . Für die
Kugelherstellung wurde einheimisches Holz von
Weißdorn oder auch von Apfelbäumen benutzt.
Der erste Weltkrieg unterbrach auch beim
Boßelverein ,, Frisia 08 " Simonswolde das Vereinsleben
. Doch gleich nach dem Krieg begann Harm Buss mit dem
Neuaufbau seines Boßelvereins . Neben
Mannschaftswettkämpfen standen auch die Einzelvergleiche
hoch im Kurs . Besonders Hensmann Bloem blieb dabei
einige Jahre unbesiegt . Sein damaliger Hauptkonkurrent
war ein Boßler aus dem benachbarten Kirchdorf , den er
einige Male nur um wenige Meter besiegen konnte.
Doch auch Vereinskrisen gab es und sie sollen in dieser
Chronik nicht verschwiegen werden. Auf den Höhepunkt der
Uneinigkeit schrumpfte die Mitgliederzahl auf acht
Personen. Gute Nachwuchswerfer , man durfte damals
erst mit 18 Jahren in den Verein aufgenommen werden ,
weigerten sich standhaft , dem Verein beizutreten . Der
Grund war folgender. Jeden Sonntag nach den Wettkämpfen
musste jedes Vereinsmitglied einen Groschen Beitrag in
die Vereinskasse bezahlen . Wer kein Geld dabei hatte
oder fehlte , dem wurde von einem Nachbarn oder Freund
aus der Patsche geholfen , so dass die Beträge stets
vollständig einkamen . Der Vereinswirt bewahrte dieses
Geld in einer Dose hinterm Tresen auf .
Nun waren da aber einige Mitglieder , die in der Woche
mehr Schnaps im Vereinslokal tranken , als sie bezahlen
konnten und dann beglich der Wirt dies aus der
Vereinskasse . Bald kam es zu dem vorprogrammierten
Krach mit dem Vereinswirt . Alle Pokale ,Urkunden und
anderes Eigentum , das dem Verein gehörte , wurde
auf eine Erdkarre geladen , zur anderen Gaststätte des
Dorfes , zu Heie Germann , geschoben , dort wieder
abgeladen und seit dieser Zeit ist dort das Vereinslokal
. Auch hier übernahm der Wirt die Kassengeschäfte
des Vereins , denn er führte in seinem Hause eine
Filiale einer Bank und so war hier das Vereinsvermögen
in der Hand eines Fachmanns.
Nach 1913 verbesserte sich auch manches für die
Betreiber des Friesensports . Die ersten Pockholzkugeln
kamen auf dem Markt . Musste man bisher per Fahrrad zu
den Wettkämpfen nach Langefeld bzw Wittmund fahren
, brachte der Pferdeomnibus schon eine Erleichterung .
Ein kleines Weltwunder war damals der erste Kraftomnibus
von Gerd Meyer . Er hatte noch Kettenantrieb und
leistete eine Reisegeschwindigkeit von 24 km/h. ,
besonders für die Jugend war so eine Fahrt ein Erlebnis
. Über Jahre war der Boßelverein ,,Frisia 08"
Simonswolde dann unschlagbar .
Als Besonderheit aus dieser Zeit ist noch zu berichten ,
dass der Werfer Anton Reiners beim Abwurf den Fuß so
über das Pflaster zog , dass nach einen Wettkampf die
Turnschuhe unbrauchbar waren . Da er dies finanziell
nicht alleine tragen konnte , erhielt er nach jedem
Wettkampf eine Mark aus der Vereinskasse für die
Neubeschaffung von Turnschuhen.
1931 war ,,Frisia 08" Simonswolde Mitbegründer des
Kreisverbandes Aurich .
Wie die Männermannschaft war auch der Nachwuchs sehr
erfolgreich . Die Jungenmannschaft verlor zwischen
1934 und 1938 kaum ein Kampf.
Der zweite Weltkrieg unterbrach erneut das Vereinsleben
. Nach 1945 begann der Neuaufbau . Bald schon
gehörte,,
Frisia 08" Simonswolde zu den Spitzenvereinen im Kreise
Aurich .
Dem Verein wurde dann eine Theatergruppe angegliedert ,
die sehr erfolgreich plattdeutsche Theaterstücke
aufführte . Unzählige Meistertitel und Pokale wurden
gewonnen . Von 1950 bis 1956 hatte der Verein eine
eigene Blaskapelle . 1962 starb Vereinsgründer Harm Buss
, der fast 40 Jahre Vorsitzender war. 1970 gründete ,,
Frisia 08" Simonswolde eine Frauenabteilung, die schon
manchen Erfolg einbrachte.
Am 14.06.2008 feierte der Verein sein 100-jähriges
Bestehen.
Genannt seien hier noch die Vereinsvorsitzenden in der
Vereinsgeschichte : Harm Buss , Willm Nagel , Klaas
Ubben , Jan R: Ubben , Jakob J. Krull , Hinrich Ubben ,
Lukas Ubben , Gerd Nagel , Jann Fokken , Jakob W. Krull
, Klaas Nagel , Jacob K . Krull , Peter Gessel , Rudolf
Hicken und Hinrich Kuhlmann .
Der älteste Boßel -und Klootschießerverein des
Kreisverbandes Aurich ,,Frisia 08 " Simonswolde,
hat zur Zeit
322 Mitglieder und die Tendenz ist steigend
. Der Verein stellt für die Punktkämpfe zur Zeit 8
Männer- , 5 Damen- , und 6 Jugendmannschaften . Nachdem
die älteste Frisensportart , das Klootschießen , einige
Jahrzehnte hier nicht mehr gepflegt wurde , hat man vor
Jahren auch diese Sportart wieder aktiviert .
Der jetzige Vorstand um den 1.Vorsiztzenden Andreas
Reuter sorgt dafür , dass das Vereinsleben erhalten
bleibt
und durch die Aktivierung der Nachwuchsarbeit
sich der Verein weiter positiv entwickelt und
sportliche Erfolge nicht ausbleiben werden.
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